Pilotprojekt „Hebammengeleiteter Kreißsaal“ am UKH gestartet

Ein besonderes Projekt, welches die originäre Hebammenarbeit stärken und ein weiteres innovatives Angebot der Klinik darstellt, ist der hebammengeleitete Kreißsaal. Die Geburtsbetreuung im hebammengeleiteten Kreißsaal startet ab dem 1. Januar 2020. Die Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin (Direktor: Prof. Dr. Michael Tchirikov) am UKH hat für das auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt 320.000 Euro vom Land Sachsen-Anhalt erhalten

„Die Arbeitsverhältnisse von Hebammen sollen verbessert und durch bessere Betreuung die Qualität der Geburtshilfe gesichert werden“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne über die Aufwertung des Berufsstandes. Zudem soll mit dem hebammengeleiteten Kreißsaal die natürliche Geburt gestärkt und die gestiegenen Kaiserschnittzahlen im Land gesenkt werden. 

Der Hebammenkreißsaal ist ein geburtshilfliches Betreuungsmodell der Klinik, in dem Hebammen eigenverantwortlich gesunde Schwangere vor, während und nach der Geburt ohne ärztliche Geburtshelfer betreuen. Das Konzept bietet von den üblichen Kreißsaal-Modellen abweichende Rahmenbedingungen und eröffnet einige Vorteile für die gesamte geburtshilfliche Abteilung. 

Diese Betreuung werde in ein Haus der Hochleistungsmedizin implementiert. Es sei eine Kernkompetenz als Universitätsklinikum, ein solches Vorhaben auch zu evaluieren, so PD Dr. Gregor Seliger. „Wir können eine Kontinuität für eine familienorientierte, hebammengeleitete Geburt entwickeln, denn wir waren die ersten, noch zu DDR-Zeiten, die das sogenannte ‚Rooming In‘ angeboten haben.“ Das heißt, dass Eltern und Kind in einem Zimmer untergebracht sind“, sagte Oberarzt Dr. Volker Thäle.

„Mit einer kontinuierlichen Geburtsbetreuung sinkt die Interventionsrate signifikant und es erhöht sich die Zufriedenheit der Frauen. Hebammen können selbstbestimmt arbeiten und ihre erlernten Kompetenzen anwenden. Dadurch erhöht sich auch die Zufriedenheit der angestellt tätigen Hebammen“, sagt die Pflegerische Leitung, Nicole Rostalski. Neben der Begleitung der Geburt gehe im Pilotprojekt auch die Schwangerenvorsorge, das Angebot von Kursen sowie die Betreuung im Wochenbett einher.

Das Angebot richtet sich an gesunde Frauen mit einem normalen Schwangerschaftsverlauf, die bei der Geburt weitgehend auf medizinische Maßnahmen verzichten möchten. Erfahrene Hebammen begleiten die werdenden Mütter interventionsarm in einer Eins-zu-Eins-Betreuung. Falls medizinische Probleme oder Notfälle auftreten sollten, können die in der Klinik stets anwesenden Fachärztinnen und Fachärzte jederzeit hinzugerufen werden.

In der Klinik arbeiten unter der Pflegerischen Leitung nun insgesamt 26 Hebammen in Voll- und Teilzeit.