In dieser Rubrik möchten wir Ihnen Informationen über die häufigsten Krankheitsbilder und deren Therapien geben, die in unserer Klinik behandelt werden. Selbstverständlich können Sie sich auch mit jeder anderen urologischen Erkrankung in unserer Klinik vorstellen.

Tumorerkrankungen des Urogenitaltraktes

Das Prostatakarzinom ist in Deutschland mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Unsere Klinik ist maßgeblich an der Weiterentwicklung der Behandlung dieser Krankheit beteiligt. So ist Klinikdirektor Prof. Fornara unter anderem Mitherausgeber der Leitlinie Prostatakarzinom der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Unsere Therapieangebote umfassen alle Stadien dieser Tumorerkrankung. 

Die operative Prostataentfernung (radikale Prostatektomie) für lokal begrenzte Tumoren ist in unserer Klinik ein Standardeingriff, wobei wir verschiedene Operationsmethoden anbieten und so mit unseren Patienten eine individuelle Therapieentscheidung finden. Seit 2014 verwenden wir standardmäßig den Operationsroboter DaVinci für die Prostataentfernung. 

Zur Optimierung der postoperativen Rehabilitationsmaßnahmen kooperieren wir seit 2015 eng mit dem Paracelsus-Harz-Klinikum in Bad Suderode, wo eine ständige fachärztliche Vertretung unserer Klinik die erfolgreiche urologische Nachsorge unterstützt.

Bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen bieten wir das gesamte Spektrum der modernen Hormon- und Chemotherapie, die für einen optimalen Therapieerfolg zur Verfügung stehen.

Die urologische Klinik der Universitätsklinik Halle ist ein Standbein des Krukenberg Krebszentrums Halle, im Rahmen dessen wir seit 2012 zur Optimierung von Behandlungsentscheidungen regelmäßige interdisziplinäre Tumorboards durchführen. Niedergelassene Kollegen können diese Plattform zur Vorstellung von Patienten nutzen.

Bei Fragen zur Früherkennung oder für eine Zweitmeinung bei bereits diagnostiziertem Tumor stehen wir in unserer Spezialsprechstunde in der urologischen Poliklinik zur Verfügung.

Das Nierenzellkarzinom macht bei Erwachsenen etwa 90 Prozent der bösartigen Nierentumoren aus und zählt mit einem Anteil von etwa drei Prozent an allen Krebserkrankungen in Deutschland zu den selteneren Tumorerkrankungen. Ungefähr 15.000 Menschen erkranken jährlich neu an einem Nierenzellkarzinom. Häufig wird der Verdacht auf einen Nierentumor als Zufallsbefund im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes oder bei einer Computertomographie erhoben.

Kleinere Nierentumore werden organerhaltend operiert, um die Nierenfunktion zu erhalten. Bei größeren Tumoren ist häufig die Entfernung der gesamten Niere (Nephrektomie) notwendig. Abhängig von Lage und Größe des Tumors wird offen-chirurgisch, minimalinvasiv mittels Bauchspiegelung oder mit dem DaVinci-Roboter vorgegangen. Wann immer möglich, werden die minimalinvasiven Verfahren bevorzugt.

Nierentumore weisen ein hohes Metastasierungsrisiko auf. Im metastasierten Erkrankungsstadium werden individuelle interdisziplinäre Behandlungskonzepte erstellt, die medikamentöse Therapien, Metastasenchirurgie oder weiterführende Diagnostik beinhalten können. In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit einer Anbindung in unserer Nierentumorsprechstunde vor während und nach Therapie des Tumors.

Mit gut 28.500 Neuerkrankungen pro Jahr zählt das Harnblasenkarzinom in Deutschland zu einem der häufigsten bösartigen urologischen Tumoren. Insgesamt machen Harnblasentumoren etwa sechs Prozent aller Krebserkrankungen aus. Das Alter der Erstdiagnose für Blasenkrebs liegt mit deutlich über 70 Jahren relativ hoch.

Beim oberflächlichen, "nicht-invasiven" Harnblasentumor ist die endoskopische Therapie des Tumors (TUR-B) das primäre Behandlungsverfahren. Der Tumor wird dabei durch die Harnröhre mit Hilfe einer Elektroschlinge entfernt. Gegebenenfalls erfolgt im Anschluss eine längerfristige medikamentöse Füllungstherapie der Blase mit antitumorösen Medikamenten (Mitomycin, BCG).

Beim die Blasenwand durchdringenden, "invasiven" Harnblasentumor ist in der Regel die Entfernung der Blase erforderlich (radikale Zystektomie). Dies geht einher mit der Schaffung einer neuen Urinableitung. Unsere Klinik bietet diesbezüglich das gesamte Spektrum an, aus dem die für den einzelnen Patienten beste Option gewählt wird.

Auch konservative Behandlungsmethoden bei metastasiertem Tumorleiden wie externe Bestrahlung, Chemotherapie oder moderne immunstimmulierende Medikamente finden in unserer Klinik Anwendung.

In unserer Spezialsprechstunde für Blasentumore können Zweitmeinungen eingeholt sowie komplexe Fälle in Diagnostik, Therapie und Nachsorge geplant und betreut werden.

In Deutschland erkranken jährlich rund 4000 Männer an einem Hodenkarzinom, das sich aus den Keimzellen des Hodengewebes entwickelt. Es ist statistisch insgesamt eine der selteneren bösartigen Tumorerkrankungen, für Männer zwischen 20 und 40 Jahren jedoch die häufigste überhaupt. 

Erste Wahl bei der Behandlung von Hodenkrebs ist die operative Entfernung des erkrankten Hodens. Abhängig vom Gewebebefund der pathologischen Untersuchung, verschiedenen Hodentumormarkern im Blut und dem Ergebnis der Ausbreitungsdiagnostik (in der Regel CT-Untersuchung) wird dann eine gegebenenfalls notwendige weitere Behandlung geplant. Dies kann die operative Entfernung von Lymphknoten, eine Chemotherapie oder Strahlentherapie beinhalten. Alle genannten Behandlungsoptinen werden in unserer Klinik angeboten. Durch die optimale Kombination der zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten sind selbst im metastasierten Stadium noch gute Heilungsraten zur erzielen.

Auch für den Hodentumor bieten wir eine Spezialsprechstunde an. Hier können die teils komplexen Verläufe einzelner Patienten optimal beobachtet und bei Bedarf rechtzeitig notwendige diagnostische oder therapeutsiche Maßnahmen ergriffen werden.

Nicht-bösartige Erkrankungen des Urogenitaltraktes

Die gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie/BPH) tritt bei vielen Männern über 50 auf. Verursacht durch männliche Geschlechtshormone kann das Wachstum der Prostata dazu führen, dass die Harnröhre, die von der Prostata umgeben ist, eingeengt wird und es zu verschiedensten Veränderungen und Beschwerden beim Wasserlassen kommt. Mit dem Alter auftretende Symptome sollten frühzeitig vom Urologen beurteilt werden, um Komplikationen wie etwa Entzündungen, Blutungen, Harnsteine oder Nierenschädigungen zu vermeiden. 

Zur Diagnostik der gutartigen Prostatavergrößerung können wir auf eine Vielzahl von Untersuchungsmethoden zurückgreifen. Sie reichen von der Erfassung der Symptome im Gespräch mit dem Arzt über Tastbefund und Ultraschall sowie Tests von Urin und Blut bis zur Harnstrahlmessung und der Blasenspiegelung. Bestätigt sich eine krankhafte Prostatavergrößerung, hängt die Wahl der Behandlung besonders von Art und Schweregrad der Beschwerden sowie dem Leidensdruck des Patienten ab. 

Zur Behandlung steht eine breite Palette an therapeutischen Optionen zur Verfügung. Bei gering ausgeprägten Beschwerden genügt zunächst das sogenannte kontrollierte Zuwarten ehe pflanzliche oder medikamentöse Therapien angewandt werden. Wenn diese konservativen Behandlungsmethoden wegen zunehmender Beschwerden oder auftretender Komplikationen nicht mehr angezeigt sind, kommen unterschiedliche operative Eingriffe in Betracht. Dabei sind offene Schnitt-Operationen zur Verkleinerung der Prostata dank neuer Instrumente und Verfahren heute kaum noch notwendig. Bei der transurethralen Elektro-Resektion wird beispielsweise mit einer in die Harnröhre eingeführten beweglichen Elektro-Schlinge Prostatagewebe abgetragen.

Mit der Volkskrankheit Steinleiden wird in den westlichen Industriestaaten inzwischen jeder 10. im Laufe seines Lebens mindestens einmal direkt konfrontiert. Männer sind dabei viermal häufiger betroffen als Frauen. Harnsteine können im gesamten Harntrakt vorkommen. Entsprechend ihrer Lage werden sie Nierensteine, Harnleitersteine oder Blasensteine genannt.  

Während Nieren- und Harnleitersteine häufig aufgrund ungünstiger Ernährungs- und Lebensgewohnheiten oder bei Stoffwechselstörungen auftreten, entstehen Blasensteine meist infolge von Blasenentleerungsstörungen, zum Beispiel bei einer vergrößerten Prostata. Ebenso können Steine von sehr verschiedener chemischer Zusammensetzung sein.

Harnsteine können plötzliche starke Schmerzschübe, sogenannte Koliken, auslösen, die sich von der Flanke des Körpers bis in den unteren Bauch ziehen. Die geschieht meist erst, wenn sie in den Harnleiter gelangen und dort den Harnabfluss blockieren. Die Diagnostik umfasst neben der körperlichen Untersuchung, der Ultraschalluntersuchung von Nieren und Blase und falls nötig einer CT-Untersuchung auch die Untersuchung des Urins.

Für Steine, die nicht erfolgreich ohne Eingriff behandelbar sind, steht in unserer Klinik das gesamte Spektrum nicht- oder minimal-invasiver Therapieoptionen zur Verfügung. Dies reicht von der Zertrümmerung der Steine durch Schallwellen (ESWL) bis hin zu schonenden endoskopischen Verfahren (Harnleiterspiegelung/URS). 

Bei Risikopatienten mit wiederholten Steinerkrankungen besteht die Möglichkeit zur Abklärung auf bestehende Stoffwechselerkrankungen, die das Risiko einer Steinbildung erhöhen können.

Wenn die zentralen Aufgaben der Harnblase zur Speicherung von Urin und zu ihrer kontrollierten Entleerung nicht mehr in gewohnter Weise funktionieren, wird von Blasenfunktionsstörungen gesprochen. Es handelt sich dabei weniger um eine eigenständige Erkrankung, als vielmehr um Symptome mit einer Vielzahl möglicher Ursachen. So können zerstörte Nervenfunktionen etwa als Folge von Querschnittslähmung oder Nervenkrankheiten wie Demenz ursächlich  für Blasenfunktionsstörungen sein. Ebenso können es chronische Infektionen oder muskuläre Veränderungen im Beckenboden sein, die für Betroffene großen Leidensdruck auslösen.

Angesichts der zahlreichen möglichen Ursachen von Blasenfunktionsstörungen ist eine umfassende diagnostische Abklärung entscheidend. Dazu gehören ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, ein Toiletten/Trinkprotokoll, Urin- und Blutuntersuchungen sowie spezielle Röntgen- und Funktionsuntersuchungen, die direkt in unserer Poliklinik vorgenommen werden. Im Anschluss steht für die Behandlung aller Formen der Blasenfunktionsstörung in unserer Klinik das gesamte therapeutische Spektrum zur Verfügung. Es spannt sich von konservativen Therapiemethoden bis hin zu operativen Optionen wie Botox-Injektionen oder der sakralen Neuromodulation.

Von großer Bedeutung sind in unserer Klinik auch die Versorgung von Senkungsbeschwerden und die Inkontinenztherapie. Besonders die Inkontinenz, unter der allein in Deutschland Millionen Menschen mehr oder weniger offen und stark leiden, hat etliche verschiedene Formen wie etwa Dranginkontinenz oder Stressinkontinenz. Entsprechend gibt es keine universelle Behandlungsmethode. Für Männer und weit öfter betroffene Frauen passen wir unsere Inkontinenztherapien stets indivduell an.

In unserer Spezialsprechstunde für Blasenfunktionsstörungen können notwendige Diagnostik, Therapie und Nachsorge erwogen, eingeleitet und durchgeführt werden.

Nierentransplantation

Wenn die Nieren ihre lebenswichtige Funktion zur Filterung des Blutes nicht mehr ausreichend oder gar nicht erfüllen, wird von Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) gesprochen. Um eine Vergiftung des Körpers durch sogenannte harnpflichtige Substanzen zu verhindern, gibt es zwei Möglichkeiten der Behandlung: die Blutwäsche (Dialyse) oder die Transplantation einer gesunden Fremdniere, die dann die Funktion der eigenen Nieren übernimmt.

Etwa 80.000 Patienten erhalten hierzulande eine Dialysetherapie, rund 20.000 weitere leben mit transplantierten Nieren. Von den Dialysepatienten wartet etwa jeder zehnte dringend auf eine Nierentransplantation. Gegenüber der Dialyse, die ein bewährtes und effektives Therapieverfahren ist, liegt der Vorteil einer transplantierten Niere besonders darin, dass sie kontinuierlich das Blut reinigt und weitere wichtige Funktionen etwa bei der Bildung roter Blutkörperchen und für die Produktion von Vitamin D leistet.

Das Nierentransplantationszentrum des Landes Sachsen-Anhalt wird gemeinsam von den Kliniken für Nephrologie und Urologie betrieben. Seit 1974 haben wir über 2000 Nieren transplantiert. Hierbei gewinnt die sogenannte Lebendspende zunehmend an Bedeutung, bei der ein Freiwilliger, in der Regel enger Verwandter oder Partner/in, dem Empfänger eine gesunde Niere spendet. In Halle erfolgt die Organentnahme minimalinvasiv, das heißt ohne großen Bauchschnitt. Ebenso transplantieren wir das entnommene Organ dem Empfänger als eines von wenigen Zentren in Europe minimalinvasiv mittels des DaVinci-Operationsroboters.

Durch eine Kooperation mit dem zweiten Transplantationszentrum Sachsen-Anhalts, das an der Universitätsklinik Magdeburg auf die Transplantation von Leber und Bauchspeicheldrüse spezialisiert ist, können wir falls nötig kombinierte Transplantationen durchführen.