Universitätsmedizin Halle eröffnet Traumaambulanz für Gewaltopfer im südlichen Sachsen-Anhalt

zu sehen ist ein großes Backsteingebäude mit gelblicher fassade aus der Jahrhundertwende

Die neue Traumaambulanz der Universitätsmedizin Halle hilft Opfern von Gewalt, um bestehende Belastungssymptome zu behandeln und individuelle Bewältigungsmöglichkeiten zu fördern.

Die Universitätsmedizin Halle errichtet gemeinsam mit der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt eine Traumaambulanz für Gewaltopfer. Sie ist eine der wenigen Spezialsprechstunden für Opfer von Gewalt im südlichen Sachsen-Anhalt auf der Basis des Opferentschädigungsgesetzes.

Körperliches oder psychisches Gewalterleben stellt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen dar. Es wird davon ausgegangen, dass ungefähr ein Drittel der Menschen, die Gewalt im Erwachsenenalter erleben, an längerfristigen psychischen Problemen leiden. Das Erleben des Tatgeschehens stellt für Opfer eine Zäsur dar und kann zu schwerwiegenden Traumatisierungen mit erheblichen psychischen Beeinträchtigungen inklusive einer nachhaltigen Verschlechterung der Lebensqualität führen.

Für Sachsen-Anhalt registrierte der Weiße Ring e.V. im Jahr 2020 insgesamt 243 Opferfälle, in der der Verein materielle Hilfe leistete. Die Traumaambulanz der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle (Saale) bietet Betroffenen eine rasche und kompetente Hilfe an, um das Tatgeschehen schnellstmöglich zu verarbeiten. In der Akutsituation nach einem körperlichen oder psychischen Gewalterlebnis kann das spezialisierte psychotherapeutische Betreuungsangebot dazu beitragen, Schädigungsfolgen zu vermeiden oder zu verhindern. „Je früher Gewaltopfer eine qualifizierte Untersuchung erhalten, desto schneller können wir mit den erforderlichen Maßnahmen der Stabilisierung und den Therapien beginnen“, erklärt Dr. Stephan Röttig, Leitender Oberarzt der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. „Zeit ist ein wertvoller Faktor für den Erfolg der Behandlung. Je länger Hilfe ausbleibt desto mehr spitzt sich die Situation für die Betroffenen zu. Bei uns erhalten sie ein niedrigschwelliges Angebot für einen unverzüglichen Vorstellungstermin bei einer Psychologischen Psychotherapeutin oder einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.“ 

Opfer von körperlicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch können sich ohne Einschränkungen bereits unmittelbar nach der Tat an die Traumaambulanz wenden und Erstgespräche zur Krisenintervention in Anspruch nehmen. Ein multiprofessionelles Team entwickelt dann in enger Zusammenarbeit einen Therapieplan, um bestehende Belastungssymptome zu behandeln und individuelle Bewältigungsmöglichkeiten zu fördern.