Medikamente per Drohne und Atemtherapie mit virtueller Unterstützung: BMBF fördert zwei pandemie-assoziierte Zusatzprojekte mit rund einer Million Euro

Zusätzlich zur Förderung des Projektes „Translationsregion digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG)“ im „WIR“-Programm hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kurzfristig zwei ergänzende Verbund-Projekte bewilligt. Diese sollen zusammen mit rund einer Million Euro gefördert werden. Hintergrund für die Projekte sind Problemstellungen, die sich aufgrund der Corona-Pandemie ergeben haben.  

 

Das Projekt „ADApp“ wird zusammen mit der Hochschule Anhalt, Standort Bernburg, AG Versorgungsforschung der Medizinischen Fakultät der Universität Halle, der Apotheke am Bauhaus in Dessau und weiteren Partnern durchgeführt und pilotiert die Medikamenten-Versorgung von älteren und pflegebedürftigen Menschen mithilfe von Drohnen. „Die Hochschule Anhalt hat bereits mit dem Projekt ‚MediDrohne‘ hervorragende Vorarbeit geleistet, ist als Kooperationspartner mit im Boot und wir freuen uns, hier unsere Kompetenz der Nutzerzentrierung mit in das Projekt einbringen zu können“, so Prof. Dr. Patrick Jahn, Leiter des TDG-Projektes an der Universitätsmedizin Halle (Saale). „Gerade unsere Region ist geprägt von ländlichen Gebieten, so dass die Menschen größere Distanzen überwinden müssen, um an benötigte Medikamente zu kommen und es braucht Lösungen, die einer Pandemie-Situation mit zusätzlich strengen Infektionsschutzmaßnahmen, gerade für diese Risikogruppen, gerecht werden“, erläutert Prof. Dr. Markus Holz, Professor für Logistik- und Luftverkehrsmanagement an der Hochschule Anhalt. Dringend benötigte Medikamente können aufgrund von Kontaktbeschränkungen und gestiegenem Bedarf nur eingeschränkt mit Boten geliefert werden. 

 

Geplant ist, eine Apotheken-App für mobile Endgeräte zu entwickeln, und als weiteren Bestandteil ein Drohnenflugsystem als Transportmittel einzubinden, das jede Apotheke nutzen kann und das die Medikamente direkt und kontaktfrei an die Haustür liefert. „Das Pilotvorhaben soll unter anderem im Salzlandkreis als einem am stärksten von Landflucht und zukünftig mangelnder medizinischer Versorgung betroffener Landkreise in Deutschland implementiert und getestet werden”, so Jahn. Im Salzlandkreis befinde sich auch der weltweit erste ausschließlich für Drohnenexperimentalflugversuche vorgesehene Flughafen Cochstedt.

 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Nutzerakzeptanz basierend auf der Nützlichkeit und Nutzbarkeit direkt mit älteren Menschen und Pflegebedürftigen erforschen und die Rückmeldungen in den Entwicklungsprozess einbinden. 

 

Das Projekt „DiGiVID19“ fokussiert auf den Aspekt der Rehabilitation bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten, um diese schrittweise wieder am Alltag teilhaben zu lassen. Gemeinsam mit dem Dorothea Erxleben Lernzentrum der Medizinischen Fakultät Halle und Partnern aus der Wirtschaft wird eine virtual- beziehungsweise augmented-reality-basierte Atemtherapie und Stressreduktion entwickelt. „Das soll dazu beitragen, die Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion abzumildern und gleichzeitig die Atemfunktion zu verbessern, da das Virus ja auch insbesondere das Lungengewebe angreift. Für den Verlauf ist es relevant, dass die in der stationären Rehabilitation vermittelten Techniken auch weiter umgesetzt werden, doch das ist aufgrund mangelnder physiotherapeutischer Ressourcen nur für eine Minderheit der Patientinnen und Patienten längerfristig möglich“, erklärt Sebastian Hofstetter, Projektverantwortlicher und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dorothea Erxleben Lernzentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Halle. Die VR-Anwendung sei eine vielversprechende Lösung für das häusliche Lebensumfeld, die diese Lücke schließen könne. „Hinzukommt, dass diese Anwendung nicht auf COVID-19 limitiert ist, sondern auch Menschen mit anderen Lungenerkrankungen, wie COPD oder chronisches Asthma davon profitieren können. Gerade in der Bergbauregion im südlichen Sachsen-Anhalt gibt es eine überdurchschnittliche hohe Zahl an Menschen, die diese Krankheiten haben, aber auch in ähnlichen Regionen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder dem Saarland“, so Hofstetter.

 

„Der Vorteil für beide Projekte ist, dass wir bereits ein großes bestehendes Netzwerk in unserer Translationsregion aufbauen konnten und somit eine hohe Akzeptanz vorherrscht, die Projekte zu unterstützen. Beide Projekte hatte zuvor unser TDG-Beirat befürwortet und wir freuen uns sehr, dass das BMBF ebenfalls für beide Projekte grünes Licht und zusätzliche Mittel gegeben hat“, so Prof. Jahn.