Begleitende Musiktherapie für Frühchen: Die Universitätsmedizin Halle (Saale) setzt seit kurzem eine Klangwiege ein

Die kleine Ronja durfte die Klangwiege als Erste ausprobieren. Bespielt wird sie vom angehenden Musiktherapeuten Alexander Podhaisky (rechts). Neben ihm steht Dr. Jan Baier, Oberarzt auf der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin und Zweiter Vorsitzender des Fördervereins, der die Klangwiege gestiftet hat.

Die Universitätsmedizin Halle (Saale) setzt seit März 2021 eine Klangwiege für eine begleitende Musiktherapie ein, um Frühgeborene zu beruhigen und sanft an ihre Umwelt zu gewöhnen. Frühgeborene Kinder, deren Zustand stabil genug ist, werden dabei für fünf bis zehn Minuten auf die wiegenartige Oberseite des Holzinstruments gelegt. An der Unterseite befinden sich Saiten, die durch leichtes Streichen bespielt werden können und die Wiege so in Schwingung versetzen. „Viele Kliniken haben mit der Klangwiege sehr guten Erfahrungen gemacht“, sagt Privatdozent Dr. Roland Haase, Leiter der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (ANPI) des Universitätsklinikums Halle (Saale). „Wir sind froh, den Kindern auf unserer Station nun auch diese Form der Therapie anbieten zu können.“

Die handgefertigte Klangwiege ist etwa so groß wie der Korpus einer Gitarre und passt damit in einen Inkubator für Frühgeborene. „Die Neugeborenen können in der Wiege entspannen und ihre Sinne werden sanft stimuliert“, erklärt Marie Schildberger, Psychologin der ANPI. Die Töne und das Vibrieren des Klangkörpers ähnelten den Geräuschen und Bewegungen, die ungeborene Kinder im Mutterleib wahrnehmen. Die Eltern sollen nach Möglichkeit in die Begleittherapie einbezogen werden. „Geborgenheit und Zuwendung durch andere Menschen sind für die kindliche Entwicklung enorm wichtig – das gilt insbesondere für Frühchen“, sagt Schildberger. „Die Klangwiege bietet eine Möglichkeit für gemeinsames Erleben und stärkt so die Bindung zwischen Eltern und Kind.“

Als Erste durfte die kleine Ronja die Klangwiege ausprobieren. Sie war Anfang Februar in der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen. Die Töne und das leichte Vibrieren der Wiege hätten Ronja vollkommen entspannt, erzählt Alexander Podhaisky. Der Kliniklehrer unterrichtet sonst Schulkinder, die länger im Universitätsklinikum Halle (Saale) bleiben müssen. Künftig wird er sich auch den kleinsten Patientinnen und Patienten widmen.

Geplant ist, die Wiege zunächst zweimal pro Woche jeweils eine Stunde lang einzusetzen. „Das ist auch abhängig davon, für welche Kinder sich diese Form der Therapie besonders eignet“, erläutert Schildberger. Das seien etwa Babys, die wenig Besuch bekämen, oder solche, die durch die frühe Geburt besonders beeinträchtigt seien. Die Wiege kann desinfiziert werden, sodass sie auch von verschiedenen Kindern genutzt werden kann. Dennoch soll der Kreis zunächst eher klein gehalten werden.

In Zukunft soll die Klangwiege auch in die Forschung an der Universitätsmedizin Halle (Saale) einbezogen werden, um herauszufinden, wie sich die Musiktherapie etwa auf Atmung, Herzschlag und Hirnentwicklung der Frühgeborenen auswirkt.

Finanziert wurde die Anschaffung mit Spenden an den Verein Freunde und Förderer der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin am Universitätsklinikum Halle (Saale). „Das ist unser erstes großes Projekt“, sagt Marie Schildberger, Erste Vorsitzende des 2018 gegründeten Fördervereins. „Wir freuen uns, dass wir die Spendengelder dafür nutzen konnten, der Station einen Herzenswunsch zu erfüllen.“