Im Rahmen der voranschreitenden Digitalisierung in der Medizin nutzt das Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle (Saale) moderne Lehr- und Prüfungsformen wie beispielsweise ein virtuelles Leichenfundprojekt zur Aus- und Fortbildung von Medizinstudierenden und Ärzten. In Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird dieses seit 2018 entwickelt. Das VR-Projekt Leichenfund ist Teil des Semesterprogramms und des Assistenzarztkurses. Mit Hilfe dieser Anwendung sollen sich charakteristische Leichenfundkonstellationen realer und detailgetreuer darstellen lassen. Vorteilhaft ist zudem v.a. die Reproduzierbarkeit der Befunde, die höhere Standardisierung bei Training und Prüfung sowie die Unabhängigkeit von zeitlichen und räumlichen Ressourcen. Über ein Menü kann man verschiedene Fälle auswählen und betritt anschließend eine virtuelle Wohnung, in der man nicht nur eine verstorbene Person mit typischen Leichenerscheinungen vorfindet, sondern auch einen Personalausweis zur Identifikation und andere Hinweise auf die Todesursache. Die Anwender haben die Möglichkeit, alle Räume der virtuellen Wohnung zu begehen, in diesen befindliche Gegenstände anzuheben und sich genauer anzusehen. Eine integrierte Toolbar ermöglicht bei Auffinden der Leiche das vollständige Entkleiden durch eine Schere, das Bestimmen der Körperkerntemperatur durch die Verwendung eines Thermometers und die genauere Inspektion von Totenflecken, Fäulnisveränderungen oder anderen äußeren Auffälligkeiten durch eine Lupenfunktion.

Im Rahmen unseres Digitalisierungscurriculums erhalten Studierenden des 5. Semesters erstmalig einen Einblick in die erweiterte und virtuelle Realität. Sie lernen verschiedene Anwendungen kennen und können diese im Anschluss selbst ausprobieren. Dazu haben wir eine Visite konstruiert, bei der über eine AR-Brille beispielsweise durch Scannen des Patientenarmbands Informationen zur Person angezeigt werden bis hin zur Einblendung einer Handlungsabfolge und eines Videos zum Legen eines Harnblasenkatheters, nachdem die Brille das entsprechende Material-Set erkannt hat. Weiterhin stehen als Anwendung die VR-Notaufnahme sowie unsere Schädel-App (eine Symbiose aus eigens 3D-gedrucktem Schädel und einer selbst-programmierten AR-gestützten Lernapp zum effektiven Lernen der Anatomie) zur Verfügung.

 

Unsere Anwendungen unterliegen einer stetigen Weiterentwicklung. Zukünftig werden die Themen AR und VR u.a. Teil unseres Curriculums ärztlicher Weiterbildung (CÄWIN) sein.