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Einmal jährlich kommen alle Mitglieder unseres Graduiertenkollegs (GRK) und Gäste für ein mehrtägiges Retreat zusammen. In diesem Jahr trafen wir uns vom 19. bis 21. Juni auf dem Klostergut Nimbschen, einer ehemaligen Zisterzienserinnenabtei am Rande der sächsischen Stadt Grimma. Das idyllisch gelegene Herrenhaus bot eine ideale Umgebung, um an drei Tagen den aktuellen Stand der einzelnen Forschungsprojekte und neueste Errungenschaften in der Pankreaskrebsforschung zu diskutieren.

Unser Graduiertenkolleg setzt sich aus 13 Einzelprojekten zusammen, in denen die frühe Krebsentstehung in der Bauchspeicheldrüse untersucht wird. Jedem Projekt sind Doktorandinnen und Doktoranden zugeordnet, die dem Plenum den aktuellen Stand ihrer Forschung und ihre Fortschritte seit dem letzten Retreat in Wittenberg vorstellten. An jede der Präsentationen schloss sich eine Diskussion über den Forschungsgegenstand, die Interpretation der vorläufigen Forschungsergebnisse und das weitere Vorgehen an.

Unsere Gäste Professor Günter Schneider (Universität Göttingen), Dr. Katrin Frank (Technische Universität München) und Dr. Uddipta Biswas (Universität Heidelberg) vervollständigten das wissenschaftliche Programm mit Vorträgen zu Krebsforschung und Pankreaskarzinom. Besonders die positive Diskussionskultur unseres GRK fiel den Gästen auf. So lobte Günter Schneider den konstruktiven und lebhaften Gedankenaustausch, in dem alle Ergebnisse umfassend erörtert wurden.

Ob beim gemeinsamen Essen im Gewölbesaal, dem gemütlichen Zusammensitzen bei einem Glas Wein am Abend oder in den Kaffeepausen zwischen den Vorträgen – die drei Tage Retreat boten wieder auch viele interessante Gespräche und Austausch zwischen allen Mitgliedern. Neben dem wissenschaftlichen Programm gab es auch ein Freizeitprogramm. So zum Beispiel die „bewegte Pause“ zwischen den Vorträgen. Einige Teilnehmer nutzten die herrliche umliegende Landschaft auch für eine Wanderung. „Umgebung, Unterkunft und Verpflegung – in Nimbschen hat einfach alles gestimmt. Nächstes Jahr gerne wieder“, so Sina Krehahn, administrative Koordinatorin, auf der gemeinsamen Rückfahrt im Reisebus von Nimbschen nach Halle.

Der Forschungstag der Universitätsmedizin Halle bringt einmal jährlich Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher zusammen, um Forschungsergebnisse zu präsentieren und den Austausch zu fördern. Der Forschungstag jährte sich am 5. Mai 2023 bereits zum achten Mal. In diesem Jahr stellten auch mehrere Promovierende unseres Graduiertenkollegs ihre Ergebnisse in Präsentationen und auf Postern vor.

Elise Arlt untersucht in ihrem Promotionsprojekt den Einfluss von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) auf die frühen Stadien der entzündungsassoziierten Krebsentstehung in der Bauchspeicheldrüse. NK-Zellen spielen als Teil des angeborenen Immunsystems eine bedeutende Rolle in der körpereigenen Bekämpfung von Krebserkrankungen. „Wenn NK-Zellen nicht richtig funktionieren, kann sich ein Karzinom leicht ausbreiten und andersherum hemmt ein sich entwickelndes Karzinom die Funktion der NK-Zellen“, so die PhD-Studentin. „Unser Ziel ist es, die Mechanismen und den Zeitverlauf dahinter genauer zu beleuchten und messbar zu machen. In unserem jüngsten Projekt konnten wir bereits in einem sehr frühen, klinisch unauffälligen Vorstadium des Pankreaskarzinoms NK-Zell-Defekte im Blut nachweisen.“ Sie forscht dafür am Institut für Anatomie und Zellbiologie an einem genetisch modifizierten Mausmodell, das die frühe entzündungsassoziierte Krebsentstehung im Pankreas nachbildet. NK-Zellen aus dem Blut und dem Pankreasgewebe dieser Mäuse charakterisiert die studierte Tierärztin molekular und vergleicht diese mit den NK-Zellen der gesunden Wurfgeschwister. Bei ihrer Arbeit nimmt sie auch geschlechtsspezifische Unterschiede in den Blick: „In der Medizin gibt es zunehmend ein Bewusstsein dafür, dass sich die Pathophysiologie von Erkrankungen zwischen den Geschlechtern zum Teil stark unterscheidet. Wir konnten zeigen, dass sowohl die Geschwindigkeit, mit der sich das Karzinom entwickelt, als auch die Reaktion der NK-Zellen stark geschlechtsabhängig ist.“ Mit ihrem Poster konnte Elise Arlt auch die Fachjury überzeugen – ihr wurde einer der mit 200 Euro dotierten Posterpreise zugesprochen.

Maryam Khosravian untersucht in ihrem Promotionsprojekt neuroendokrine Tumore des Pankreas (PanNET). PanNET machen rund fünf Prozent aller Tumore der Bauchspeicheldrüse aus und stammen von hormonbildenden Zellen der Pankreasinseln ab. So sezerniert beispielsweise der häufigste neuroendokrine Tumor des Pankreas, das Insulinom, das blutzuckersenkende Insulin. In den vergangenen Jahren konnte gezeigt werden, dass der Transkriptionsfaktor CUX1 eine bedeutende Rolle in der Tumorprogression und Therapieresistenz von PanNET spielt. Transkriptionsfaktoren sind Proteine, welche die Proteinbiosynthese einer Zelle maßgeblich regulieren. „Meine Forschung zielt darauf ab, die molekularen Mechanismen zu entschlüsseln, über die der Transkriptionsfaktor CUX1 die Tumorprogression von PanNET fördert“, so die PhD-Studentin. Im Labor der Klinik für Innere Medizin I untersucht sie dafür PanNET-Zellkulturen, in denen sie das CUX1-Gen gezielt ausschaltet (Knockdown). Mit molekularbiologischen Methoden charakterisiert sie diese Tumorzellen und gewinnt schließlich über RNA-Expressionsprofile und Proteom-Analysen detaillierte Einblicke in die pathophysiologische Bedeutung von CUX1. Die Forschung von Maryam Khosravian könnte in der Zukunft auch Bedeutung für die medikamentöse Therapie bei PanNET haben: „Wir konnten mehrere potentielle Ziele für eine pharmakologische Therapie in PanNET identifizieren, die durch CUX1 reguliert sind. In Zukunft könnten Medikamente hier ansetzen, um die Therapie und Prognose von Patienten mit PanNET zu verbessern.“

Das erste Retreat unseres Graduiertenkollegs fand am 2. und 3. Dezember 2022 in der LEUCOREA in Wittenberg statt. Hier wurde 1502 die Universität Wittenberg gegründet, aus der später unsere Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hervorgegangen ist. Die Tagungsräume der LEUCOREA – der Stiftung, die heute Wissenschaft am historischen Ort der Universität Wittenberg pflegt – waren damit bestens geeignet, um unser erstes Retreat zu begehen. Für die Retreats kommen einmal jährlich alle Mitglieder des GRK zusammen, um den akademischen Austausch und die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu fördern.

Bei diesem ersten Retreat unserer Forschungsgruppe stand besonders das Kennenlernen im Vordergrund. An den beiden Tagen stellten die Doktorandinnen und Doktoranden ihre jeweiligen Projekte in Präsentationen vor, an die sich kurze Diskussionen über das Promotionsprojekt und den Forschungsgegenstand anschlossen. Mit Professor Dieter Saur (Technische Universität München), Professor Maximilian Reichert (Technische Universität München) und Dr. Laura Roth (Forschungsaufenthalt an der Harvard University) konnten wir außerdem hochkarätige Wissenschaftler für Vorträge über aktuelle Fortschritte auf dem Gebiet der Pankreaskarzinomforschung gewinnen. Für die Promovierenden wurde zudem ein Workshop über die Präsentation wissenschaftlicher Ergebnisse vor Publikum angeboten.

Ob beim gemeinsamen Essen, den Pausen zwischen den Vorträgen oder beim Abendprogramm – das Retreat bot unseren Doktorandinnen und Doktoranden viele Möglichkeiten, sich gegenseitig und die anderen Mitglieder des GRK persönlich kennenzulernen. Mit einer adventlichen Stadtführung durch die Lutherstadt Wittenberg – mit Besichtigung der berühmten Thesentür der Schlosskirche, an die Martin Luther 1517 seine 95 Thesen genagelt haben soll – lernten die Projektleiterinnen und Projektleiter, Promovierenden und Gäste am Freitagabend die Stadt kennen. Ein Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt rundete schließlich den Abend ab.

Auch am Samstag folgten auf das gemeinsame Frühstück mehrere Präsentationen und Vorträge. Zum Abschluss der beiden Tage wurde schließlich Professor Patrick Michl als bisheriger Sprecher des GRK offiziell verabschiedet. Professor Michl hatte im November seine Stelle als neuer Klinikdirektor der Klinik für Gastroenterologie des Universitätsklinikums Heidelberg angetreten. Als Sprecher folgt ihm Professor Jonas Rosendahl, kommissarischer Direktor der Klinik für Innere Medizin I und Leiter der Forschungsgruppe Pankreas-Inflammation am Universitätsklinikum Halle.