Universitätsklinikum Halle (Saale) ermöglicht Jungen aus Afghanistan eine schwierige Augen-OP

Links im Bild ist Prof. Dr. Arne Viestenz zu sehen. Er hält ein Augenmodell in der Hand und zeigt mit einem Stift darauf. Ihm gegenüber sitzt Komail. Im Hintergrund sitzen Assistenzärztin Christiane Kesper und Maik Dawedeit und schauen zu.

Prof. Dr. Arne Viestenz erklärt Komail anhand eines Modells seine Augenverletzung. Im Hintergrund zu sehen sind Assistenzärztin Christiane Kesper und Maik Dawedeit.

Für seine Gesundheit hat Komail eine weite Reise und einige Strapazen auf sich genommen. Der 15-jährige Junge aus Afghanistan ist am Universitätsklinikum Halle (Saale) (UKH) wegen einer schweren Augenverletzung behandelt worden. Die Kosten für die komplizierte Operation hat das UKH übernommen.

„Komail hat durch einen Steinwurf vor etwa sieben Jahren eine schwere Verletzung am rechten Auge erlitten. Die Linse war zerschmettert und es kam zu einem Infarkt am Augenhintergrund, wodurch die Abflusswege im Auge zerrissen sind“, erklärt Prof. Dr. Arne Viestenz, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde des UKH. Die Verletzung sei zwar versorgt worden, aber das habe nicht ausgereicht. Jahre später entwickelte sich aus der Verletzung ein schwerer Grüner Star. Dieser tritt mit einer solchen zeitlichen Verzögerung nur sehr selten auf. „Der Patient hatte starke Schmerzen und sein Sichtfeld war eingeschränkt. Es war, als würde er durch einen milchigen Schleier blicken“, sagt Viestenz, zu dessen Spezialgebieten die Traumabehandlung zählt.

Anfang Februar wurde Komail operiert – mit Erfolg: „Wir haben die Abflusswege wiederhergestellt, damit der Augendruck sinkt“, erklärt Viestenz. „Es war eine schwierige Operation, aber wir haben es geschafft. Das war der erste große Schritt.“ Nach zwei Tagen konnte der junge Patient entlassen werden. Er muss nun regelmäßig zur Nachversorgung kommen, bei der etwa der Augendruck kontrolliert wird. Ob weitere Operationen oder Behandlungen nötig sein werden, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen. Prof. Dr. Arne Viestenz ist zuversichtlich: „Im besten Falle wird sein Sehvermögen erhalten bleiben und sich vielleicht verbessern. Ohne die Operation wäre er auf dem rechten Auge wahrscheinlich erblindet.“ Sofern es medizinisch vertretbar ist, wird Komail Anfang April wieder zu seiner Mutter und seiner Schwester nach Afghanistan zurückkehren.

Dass Komail überhaupt nach Halle kommen konnte, verdankt er einigen Fürsprechern am UKH und einer guten Portion Glück und Zufall. Komails Vater ist seit 2017 bei der UKH-Tochtergesellschaft UKH Service GmbH angestellt. Er war aus politischen Gründen nach Deutschland geflüchtet, seine Familie musste er zurücklassen.

„Durch meine Rolle als ehrenamtlicher Helfer für Heimatlose habe ich Komails Vater kennengelernt und vom Schicksal seines Sohnes erfahren“, erzählt Maik Dawedeit, Funktionsdienstleiter des Zentralen OP-Managements der Universitätsmedizin Halle (Saale). Um der Familie zu helfen, stellte er beim Klinikumsvorstand einen Antrag für eine Behandlung unter Erlösverzicht. Im Budget des Universitätsklinikums sind solche Behandlungen in begründeten Ausnahmefällen vorgesehen. Der Vorstand stimmte dem Antrag bereits im Sommer 2020 zu und Prof. Dr. Arne Viestenz willigte ein, den Jungen zu behandeln. Doch aufgrund von Corona und einiger bürokratischer Verzögerungen dauerte es einige Monate, bis Komail endlich ins Flugzeug steigen konnte. Ende Januar 2021 war es schließlich so weit. Am Berliner Flughafen nahmen ihn sein Vater und Maik Dawedeit in Empfang.

Der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Halle (Saale), Prof. Dr. Thomas Moesta, ist ebenfalls froh, dass dem Jungen aus Afghanistan geholfen werden konnte: „Die Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde des UKH leistet hervorragende Arbeit und löst viele solcher komplizierten Fälle. Daher freue ich mich, dass wir helfen konnten und das Sehvermögen des jungen Patienten erhalten bleibt.“