Der Sachverständigenrat Gesundheit (SVR) hat sein aktuelles Gutachten "Digitalisierung für Gesundheit - Ziele und Rahmenbedingungen eines dynamisch lernenden Gesundheitsystems" an das Bundesministerium für Gesundheit übergeben. https://www.svr-gesundheit.de/

Richtungspapier zu lang- und mittelfristigen Lehren der Corona-Pandemie

Nach der ersten Welle der Corona-Pandemie in Deutschland ist es Zeit, die bisherigen Erfahrungen auszuwerten und mögliche Ableitungen bzw. Lehren nicht nur für die aktuelle Lage, sondern auch für die Zukunft zu formulieren. Nach dem Motto „lessons learned“ beleuchtet das vorliegende Richtungspapier ausgewählte, konkrete Reformperspektiven. Begleitet wurde die Veröffentlichung durch einen Expertentalk, der live auf YouTube übertragen wurde und nun on demand zur Verfügung steht.

Gesundheitliche Versorgung durch Hebammen

Neu erschienen aus dem Forschungsschwerpunkt Gesundheitliche Versorgung durch Hebammen und Familienhebammen ist das Buch "...ja, da beginnt ein neuer Abschnitt..", in dem verschiedene wissenschaftliche Antwortversuche rund um die Schwangerschaft und Geburt gegeben werden. 

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie hier.

RefHunter 4.0 - drittes Update des Manuals zur Literaturrecherche in Fachdatenbanken

Nach fast zweijährigem Bestehen des Projekts RefHunter wurde nun die vierte Version des Manuals veröffentlicht. Der Schwerpunkt des Manuals sind weiterhin Informationsblätter zu den Funktionen und Spezifika von Fachdatenbanken aus dem Gesundheitsbereich. Ergänzend stehen zudem ein Recherchekompass als Auswahlhilfe geeigneter Fachdatenbanken sowie eine zehnschrittige Vorgehensweise zur Literaturrecherche zur Verfügung. Neben den beiden Autoren, Thomas Nordhausen (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Julian Hirt (FHS St. Gallen), haben insgesamt 40 weitere Personen aus Forschung und Bibliothekswesen an der Erstellung und Gestaltung mitgearbeitet. RefHunter kann wie bisher kostenfrei heruntergeladen werden unter: https://refhunter.eu/

Die folgenden Inhalte sind mit dem aktuellen Update im Manual hinzugekommen:

  • Informationsblätter zu 17 neuen Fachdatenbanken, darunter Leitlinien-, Open Access und Preprintdatenbanken sowie Studienregister und Point of Care Tools, aber auch
  • für die neue PubMed-Oberfläche (!),
  • eine Grafik zur Veranschaulichung des Rechercheprozesses sowie
  • ein Kapitel zur «fortgeschrittenen Schnellsuche».

Ergänzend zum Manual stehen zudem weitere Inhalte zum Download zur Verfügung:

  • Ein aktualisiertes Rechercheprotokoll zur Dokumentation des Rechercheprozesses: https://refhunter.eu/rechercheprotokoll/.
  • Eine mehrteilige Publikationsreihe, in der die in RefHunter beschriebene Vorgehensweise zur systematischen Recherche anschaulich an einer Beispielfragestellung dargestellt wird: Download.

RefHunter wird auch in Zukunft aktualisiert bzw. weiterentwickelt und lebt auch vom Feedback der Nutzenden. Jegliche Anregungen und Verbesserungsvorschläge sind willkommen und können gerne an RefHunter(at)gmx.netgesendet werden.

Historisches

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg war die erste öffentliche deutschsprachige Universität der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, in deren Medizinischer Fakultät neben Ärztinnen und Ärztenen auch therapeutische und Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler gleichberechtigt forschen, lehren, studieren, promovieren, habilitieren und praktizieren.  

Kernkompetenz sind evidence-basierte Interventionen zu selbstbestimmter Partzipation als Ziel von Pflege und Therapie.  

1988 hatte die Fakultät einen "medizinpädagogischen" Studiengang gegründet, der zunächst für den Süden der DDR, nach 1990 für alle 16 Bundesländer Berufsfachschullehrerinnen und -lehrer ausbildete. Dieser Vorläuferstudiengang betrieb keine publizierte Forschung, auch nicht zu den Kernbereichen pflegerischen und therapeutischen Handelns. Für seine Absolventen hatte die Fakultät keine Promotionsordnung. 1996 eröffnete die Fakultät den Studiengang Pflegewissenschaft, 1999 gründeten Fakultät und Senat der Universität das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, in dem neben den Pflegeberufen auch Physio- und Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Logopädinnen und Logopäden, Diätassistentinnen und -assistenten, Hebammen und diagnostisch-technische Berufe ausbildungsintegrierend studieren, promovieren und habilitieren.  

Das Institut wurde bereits 1998 Sitz des German Centers for Evidence-based Nursing "sapere aude" im internationalen Netzwerk dieser Zentren, 2003 Sitz des Pflegeforschungsverbundes "Evidence-basierte Pflege chronisch Kranker und Pflegebedürftiger in kommunikativ schwierigen Situationen" (der von Berlin bis Freiburg und München 14 Hochschulen umfasst) und seit 2004 ist es Sitz des Bereichssprechers des Bereichs "Sozialer Sektor" des DFG-Sonderforschungsbereichs 580. 

Als der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen 2007 seine Empfehlungen zum multiprofessionellem Team im Gesundheitswesen veröffentlichte, entsprach Halle dem bereits in wesentlichen Punkten. In den Bachelor-Studiengang werden jedes Jahr 48 Studierende, in den Master-Studiengang 25 Studierende immatrikuliert. 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 2 Professuren, tragen das Institut. 

Mit diesen Studiengängen knüpft Halle an den 1913 in Leipzig gegründeten ersten pflegewissenschaftlichen Universitätsstudiengang an, der den Weltkrieg und dann den Nationalsozialismus nicht überstanden hatte.

Symposium 100 Jahre Pflege- und Gesundheitsstudiengänge an Universitäten in der Mitte Deutschlands 1913 - 2013

Auf die Stunde genau vor 100 Jahren wurden am 8. Juni 1913 der Studienplan und die Prüfungsordnung für „Oberschwestern, Oberinnen und Schwestern im sozialen Dienst“ von der "Hochschule für Frauen zu Leipzig“ in Zusammenarbeit mit der Medizinischen, der Philosophischen und wohl auch der Juristischen Fakultät der Universität Leipzig verabschiedet. Der Studienplan benennt als das Ziel der Bildung der Krankenpflegeschwestern, „die Krankenpflege mit vollem Verständnis ausführen und in ihrem zukünftigen größeren Wirkungskreise mit Verständnis für die großen Zusammenhänge arbeiten zu können“.

Das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg sieht sich in dieser Tradition und in der Pflicht als Fortsetzung dieses Studiengangs, der die Zeit des Nationalsozialismus wohl auch aufgrund der jüdischen Herkunft seines Sponsors Hinrichsen, ermordet 1942 im KZ Auschwitz, nicht überstand.

Das Symposium möchte mit Beginn des zweiten Jahrhunderts der Pflege- und Gesundheitswissen- schaften an Universitäten in der Mitte Deutschlands nicht nur das erste Jahrhundert bedenken, sondern auch Perspektiven für das beginnende zweite Jahrhundert erörtern.

Grußworte

  • Grußwort der Landesregierung
  • Frau Prof. Dr. Beate A. Schücking, Rektorin der Universität Leipzig
  • Prof. Dr. Theda Borde, Rektorin der Alice-Salomon-Hochschule Berlin
  • Herr Dr. Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) Köln

100 Jahre nach dem 08.06.1913: Pflege- und Therapiestudiengänge an Universitäten

Der Wissenschaftsrat stellt seine Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen zur Diskussion.

Diskussionsbeiträge und Fragen an die Leiterin der Abteilung Medizin des Wissenschaftsrates und ihre Antworten finden Sie hier

  • Dr. Beatrix Schwörer, Leiterin Abteilung Medizin des Wissenschaftsrates
    • Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen
  • Prof. Dr. Dr. Günter Ollenschläger, Leiter des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin Gemeinsame Einrichtung der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
    • 100 Jahre Pflege- und Gesundheitsstudiengänge an Universitäten in der Mitte Deutschlands – ein Statement
       

Vor 100 Jahren nicht im Curriculum: Pflege- und Therapiewissenschaften - eigenständige Wissenschaften?

Moderation: Prof. Dr. Gabriele Meyer

  • Prof. Dr. Johann Behrens: Einführende Thesen
  • Prof. Dr. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums
  • Prof. Dr. Annegret Horbach, Fachhochschule Frankfurt a. M.

Plenardiskussion: Historische Rückblicke und Berufswege

  • Dipl.-Krankenschwester Ingrid Horn, Pflegedirektorin i. R. des Universitätsklinikums Halle
  • Dipl.-PGW Jana Luntz, Pflegedirektorin am Universitätsklinikum Tübingen
  • Dipl.-PGW Christiane Becker, Pflegeforschung und Entwicklung am Universitätsklinikum Halle

Evaluation des Promotionsstudiengangs "Partizipation als Ziel von Pflege und Therapie" von Dr. Christiane Luderer

Hier finden Sie eine Übersicht aller abgeschlossenen Promotionen an unserem Institut.

Herzlich willkommen beim German Center for Evidence-based Nursing "sapere aude"! Nachfolgend finden Sie Informationen zu:

Ein paar Definitionen...

Kurz und knapp: Evidence-based Nursing ist die Integration der derzeit besten wissenschaftlichen Belege in die Pflege. 

Eine erweiterte Definition, basierend auf den vier Komponenten einer pflegerischen Entscheidung (wobei die Komponenten bei jeder Entscheidung in unterschiedlich starkem Ausmaß Einfluss nehmen), könnte lauten: Evidence-based Nursing ist die Integration der derzeit besten wissenschaftlichen Belege in die tägliche Pflegepraxis unter Einbezug theoretischen Wissens und der Erfahrungen der Pflegenden, der Vorstellungen des Patienten und der vorhandenen Ressourcen. 

Auch die folgende Variante trifft den Kern von EBN ganz gut: Evidence-based Nursing ist die Nutzung der derzeit besten wissenschaftlich belegten Erfahrungen Dritter im Arbeitsbündnis zwischen einzigartigen Pflegebedürftigen und professionell Pflegenden.

Aufgaben und Grenzen von EBN

Um vermeidbares, sinnloses Leid ihrer Klient:innen auch tatsächlich zu vermeiden, müssen Pflegende zusammen mit anderen Berufen des Gesundheitswesens ihre pflegerischen Einzelfall-Entscheidungen in Kenntnis und kritischer Abwägung der jeweils bestabgesicherten Forschungsergebnisse treffen. Jede Verzögerung bei der Verbreitung neuen Wissens, jede Unklarheit über die Aussagekraft dieses Wissens kann vermeidbare Fehlorganisationen und andere Pflegefehler unnötig verlängern.

Eine Ursache für solche Verzögerungen liegt in der Unzugänglichkeit dieses Wissens selbst. Unzugänglich ist Wissen nicht nur durch riskante Wege seiner Weitergabe: Lehrbücher, die rasch veralten, Traditionen und Schulenbildung, die sich abschotten, klinische berufliche Erfahrungen, die trügen. Auch die Überfülle und mangelnde Prüfbarkeit dessen, was die Wissenschaft alles festgestellt haben soll, macht notwendiges Wissen unzugänglich.

Wissenschaftliche Ergebnisse rascher ordnen, prüfen und in ihrer Aussagekraft für den (fast nie ganz aufklärbaren) Einzelfall abschätzen zu können, ist Ziel der Bemühungen des internationalen Netzwerk der Zentren für evidenzbegründete Pflege, die Teil der Netzwerke aller evidenzbegründeten "health services" (Gesundheitsberufe) sind. Das heißt, empirisch fundiertes wissenschaftliches Wissen kann den Pflegenden professionelle Einzelfall-Entscheidungen nicht abnehmen, es kann sie aber bei diesen Entscheidungen unterstützen.

Der Zugang und die Sichtung empirisch begründeten Wissen ist keinesfalls gleichzusetzen mit der Kenntnis von Standards und Leitlinien. Standards und Leitlinien beruhen häufig auf Konsens, auf Expertenvermutungen, auf Traditionen und klinischen, manchmal durchaus trügerischen Erfahrungen. Standards und Leitlinien beruhen nur zum Teil auf empirisch abgesichertem wissenschaftlichen Wissen. Das wird sich auch nur teilweise ändern: Es muß auch dort entschieden werden, wo sie noch durch kein ausreichend empirisches Wissen gibt.

Standards und Leitlinien können selber zum Hemmschuh besserer Pflege werden, wenn Standards und Leitlinien nicht regelmäßig an empirischen Studien überprüft werden.

Darauf haben die Klientinnen und Klienten professioneller Pflege einen Anspruch. Die Pflege macht den größten Teil der professionellen Unterstützung nicht nur von Patienten und Patientinnen, sondern gerade auch von gesunden Pflegebedürftigen aus.

Die sechs Schritte der EBN-Methode

1. Klärung der Aufgabenstellung

Anfangs sollte man sich überlegen, ob das zu bearbeitende Problem überhaupt in den eigenen Aufgabenbereich fällt; ist dies nicht der Fall, sollte geklärt werden, ob die (sicherlich) begrenzten Ressourcen zunächst nicht sinnvoller eingesetzt werden könnten. Eine Orientierung über z. B. die pflegerische Aufgabenstellung in einem Krankenhaus kann das Pflegeleitbild liefern.

Dieser erste Schritt der EBN-Methode benötigt in der Regel nur wenige Sekunden Zeit, sollte aber, da es sich um eine Grundvoraussetzung für alle weiteren Schritte handelt, in den EBN-Prozess mit einbezogen werden.

2. Formulierung einer präzisen Frage

Zunächst ist es wichtig, eine Forschungsfrage zu formulieren, da man sich so zum einen des Problems bewusster wird und vorab gezwungen ist, es von mehreren Seiten zu beleuchten. Zum anderen erleichtert eine klare Fragestellung die anschließende Recherche, da die Frage in der Regel die Schlüsselworte schon enthält.

Eine Forschungsfrage besteht bei Interventionsstudien z. B. aus folgenden vier Elementen (Empfehlung!):

  • Pflegebedürftige
  • Intervention
  • Kontrollintervention
  • Ergebnismaß 

Zunächst werden die Pflegebedürftigen beschrieben, wobei es sich um einen oder mehrere Pflegebedürftige handeln kann, die ein bestimmtes Problem haben.

Beispiel: Ein Pflegebedürftiger mit einem Dekubitus, Kinder mit Krebs oder die Versorgung alleinstehender älterer Menschen.

Die Intervention ist der Aspekt der Pflege, der von Interesse ist; evtl. wird dieser Aspekt mit einem anderen Aspekt verglichen, wenn die gängige Praxis geändert werden soll. Man kann auch generell sagen, dass alle Interventionen immer mit einer anderen Intervention verglichen werden, und zwar entweder mit einer neuen Intervention im Vergleich zu einer alten oder eben einer neuen Intervention im Vergleich mit keiner Intervention.

Beispiel: Einsatz von Validation, Oberkörperhochlagerung nach dem Essen zur Pneumonieprophylaxe, Vergleich zwischen Funktionspflege und Bereichspflege, Waschrichtung mit belebender Wirkung.

Das Ergebnismaß muss definiert werden, um den Effekt bzw. den Nutzen einer Intervention anhand eines festgelegten Indikators (= Ergebnismaß) messen zu können. Meist interessiert allgemein die Verbesserung der Pflegequalität oder des Befindens, jedoch muss diese anhand eines spezifischen Indikators messbar sein.

Beispiel: Schmerzen, Behandlungsdauer, Todesrate, Wohlbefinden.

Forschungsfragen nach dem PIKE-Schema könnten also z. B. so aussehen:

  • Kann ich bei bettlägerigen Patienten durch einen 2-stündlichen Lagewechsel im Gegensatz zum jetzigen 4-stündlichen Lagewechsel die Entstehung von Dekubiti verhindern?

  • Kann ich demente Patient:innen durch die Einführung eines Nacht-Cafés in ihrer Orientierung unterstützen?

  • Wird bei beatmeten erwachsenen Patient:innen durch eine Musiktherapie Angst reduziert und Entspannung gefördert?

  • Wird durch den Einsatz von Krankenpflegehelfer:innen anstelle von Altenpfleger:innen die Qualität der Pflege in Altenheimen beeinflusst?

  • Können bei Patient:innen mit chronischen Schmerzen durch den Einsatz eines Schmerz-Tagebuches die Schmerzen besser kontrolliert werden?

3. Literaturrecherche

Hat man die Forschungsfrage klar formuliert, kann man mit der Recherche beginnen. Hierfür stehen einige Datenbanken online zur Verfügung; für welche man sich entscheidet, hängt von persönlichen Vorlieben, von dem Schwerpunkt der Datenbank und natürlich vom Geldbeutel ab.

Für die Recherche im Gesundheitsbereich stehen eine Vielzahl von Datenbanken zur Verfügung:  die kostenlosen beiden englisch-sprachigen MedLine-Oberflächen Internet Grateful Med und PubMed sowie die deutsche Datenbank-Sammlung DIMDI (MedLine, GeroLit, SoMed), die kostenpflichtigen Datenbanken CINAHL (www.cinahl.com), deren Schwerpunkt hauptsächlich im pflegerischen Bereich liegt, und die Cochrane Library (www.update-software.com), die vor allem Studien sehr guter Qualität beinhaltet.

Genauere Angaben zur Bedienung finden sich in den Handbüchern, die im Internet zum Download bereit stehen. Mit Hilfe von Medline lassen sich Titel und Quellenangabe von Studien bzw. Zeitschriften-Aufsätze sowie bei allen neueren Aufsätzen auch Zusammenfassungen (Abstracts) finden. Anhand der Abstracts kann man auswählen, ob das Gefundene zu meiner Fragestellung passt, ohne Abstract hilft leider nur Fingerspitzengefühl und Glück, um die richtigen Artikel auszuwählen. Zur Beurteilung der Ergebnisse sollte man die Aufsätze aber schon im Volltext vorliegen haben, was mit Kosten verbunden ist.

Hat man sich für eine Auswahl an Studien entschieden, die man im Volltext bestellen möchte, sollte man diese Quellen zunächst ausdrucken. Dann kann man bei Subito, einem Dokumenten-Lieferdienst, nach vorheriger Anmeldung nach den einzelnen Studien suchen und diese dann z. B. per Mail oder auch per Post liefern lassen. Eine Lieferung per E-Mail erfolgt innerhalb von 72 Stunden und kostet z. B. für Studien bis zu 20 Seiten zur Zeit 4,- EUR.

4. Kritische Beurteilung der Ergebnisse der Recherche

Nachdem man die ersten Hürden genommen hat und einige Studien im Volltext vorliegen, kann man sich an die Bewertung der Studien machen. Dies ist ein zentraler Punkt von Evidence-based Nursing, denn man sollte seine Interventionen nicht aufgrund einer Studie verändern, die starke Mängel im Design aufweist oder deren untersuchte Patientengruppe nicht auf die eigene Situation übertragbar ist.

Als nützliches Instrument zur Beurteilung haben sich diverse Beurteilungsbögen erwiesen. Die Interpretation der Fragen würde den hiesigen Rahmen sprengen, nützliche Hilfen bieten die JAMA Guidelines sowie zahlreiche EBM-, EBHC-, EBN-Bücher und Zeitschriftenartikel (siehe hierzu die Literaturempfehlungen).

Diese Beurteilungsbögen geben eine Hilfestellung, wenn es darum geht, die Glaubwürdigkeit, Aussagekraft und Anwendbarkeit einer vorliegenden Studie zu beurteilen. Die folgenden Arbeitsblätter befinden sich noch in der Entwicklung und werden daher ständig verändert/aktualisiert/verbessert; also: Versionsnummer beachten!

5. Veränderung der Pflegepraxis

Entspricht die beurteilte Studie den methodischen Qualitätskriterien und bietet sie eine Lösung für das Pflegeproblem, gilt nun zu überlegen, wie die Ergebnisse in der Praxis implementiert werden können. Das Spektrum der verschiedenen Pflegesituationen und Problemlösungsansätze kann hier natürlich nicht abgedeckt werden, es wird sich von Informationsweitergabe, Anpassung eines Standards, Fort- und Weiterbildungen bis hin zu Struktur- und Prozessveränderungen durch Projekte erstrecken.

Beispiele:

  • s.c. Injektion durch die Kleidung ist nicht gesundheitsgefährdend und verbessert die Lebensqualität: Anpassung des Standards s.c. Injektion, Fortbildung

  • Verbesserung der Patient:innen- und Mitarbeiter:innenzufriedenheit durch Einführung der Bereichspflege: Projekt "Bereichspflege", beginnend auf einer Pilotstation 

Bei der Übertragung von Studienergebnissen in die Praxis sind jedoch stets die Wünsche der/des Patient:in zu berücksichtigen. Möchte die/der Patient:in die laut Studie empfohlene Methode nicht bei sich selbst angewandt wissen, so obliegt es dem Expertenwissen und der Kompetenz der/des Pflegenden, die Interessen der/des Patient:in einfließen zu lassen und eine qualitativ gute Pflege zu praktizieren.

Pflegerische Entscheidungen sind stets Einzelfallentscheidungen, doch sollten diese durch bestes verfügbares Wissen begründet sein.

6. Evaluation

Der Nutzen, der durch die Implementierung der Ergebnisse erreicht wurde, wird im 5. Schritt der EBN-Methode evaluiert. Es ist notwendig, zu überprüfen und zu beurteilen, ob der gewünschte Effekt wirklich eingetreten ist und ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt. In die Evaluation sind Strukturen, Prozesse, Ergebnisse, der personelle und der finanzielle Einsatz mit einzubeziehen.

Eine ausführlichere Beschreibung von Evidence-based Nursing findet man unter anderem in dem Buch "Behrens, J. Langer, G. 2006 Evidence-based Nursing and Caring: interpretativ-hermeneutische und statistische Methoden für tägliche Pflegeentscheidungen; vertrauensbildende Entzauberung der “Wissenschaft”. Hans Huber Bern, ISBN 3-456-84318-6".

Internationales Netzwerk

Das internationale Netzwerk der Centers for Evidence-based Nursing

Ansprechpartner*innen

  • Canadian Centre for Evidence Based Nursing: Donna Ciliska, Co-Director, Coordinator of the International Network, and Alba DiCenso, Co-Director
  • UK Centre for Evidence Based Nursing: Nicky Cullum
  • Joanna Briggs Institute (JBI) for Evidence Based Nursing and Midwifery:Rick Wiechula, Deputy Director
  • New Zealand Centre for Evidence Based Nursing (Zusammenarbeit mit JBI): John McArthur, Director
  • Victorian Centre for Nursing Practice Research (Zusammenarbeit mit JBI): Linda Johnston, Associate Director and Senior Research Fellow
  • Sarah Cole Hirsh Institute for Best Nursing Practice Based on Evidence: JoAnne Youngblut, Director
  • South Tyrolian Centre for Evidence-based Nursing: Waltraud Tappeiner
  • German Center for Evidence-based Nursing: Johann Behrens

Ziele der nationalen Zentren für Evidence-based Nursing

Durch Datenzugänge, ergänzende systematische Übersichten und die Vermittlung von Methoden für kritische Überblicke in Zeitschriften und intensiven Seminaren (workshops) unterstützen die meisten nationalen Zentren für Evidence-Based Nursing wissenschaftlich Pflegende mit darin,

  • selbständig und möglichst effizient die wahrscheinlich aussagekräftigsten Publikationen zu finden, die es für die jeweilige pflegerische Handlungaufgabe gibt (d. h. die Zentren suchen nicht in erster Linie anstelle der Pflegenden, sie sind auch keine Instanzen zur regelmäßigen Verkündung gesicherten Wissens und herrschender Lehrmeinungen, sondern sie diskutieren Methoden zum Selbst-Finden)
  • die jeweilige Aussagekraft der gefundenen Publikationen einzuschätzen, wenn es um die unterschiedlichen Ziele geht,
    • die Welt der Klient:innen zu verstehen
    • Problemkonstruktionen auszuwählen
    • die Wirksamkeit einer pflegerischen Handlung einzuschätzen
    • Ursachen und Bedingtheiten pflegerischer Probleme und Ressourcen zu erkennen
    • Prognosen von Verläufen anzugeben
    • die Güte diagnostischer Tests zu beurteilen
    • die zusammenfassenden Erkenntnisse aus systematischen Überblicken und aus Meta-Analysen zu ziehen
  • Hindernisse für eine empirisch fundierte Pflege zu verstehen und ein Klima empirischer Fundierung alltäglicher Praxis in Institutionen fördern zu können.

Das German Center for Evidence-based Nursing "sapere aude" an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Wesentlich unterstützt durch die anderen Zentren, insbesondere durch Alba DiCenso und Donna Ciliska vom kanadischen Center for Evidence-Based Nursing an der School of Nursing der McMaster University (die mit Nicky Cullum vom britischen Centre an der University of York die Zeitschrift "Evidence Based Nursing" herausgeben und die nationalen Zentren z. Z. koordinieren) wurde im Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der MLU das German Center for Evidence Based Nursing aufgebaut. 

Seine Aufgaben bestehen zu Beginn in der Vernetzung, in der Vermittlung auch der internationalen Aktivitäten und Reviews, in der Diskussion des zur Zeit manchmal schwierigen Verhältnisses von "Pflegetheorien" und "Pflegeforschung" und in der Ausrichtung von Workshops. 

Das deutsche Zentrum hat das historisch folgenreiche Motto "Sapere Aude" Philipp Melanchthons, eines der frühesten und berühmtesten Professoren unserer über 500 Jahre alten Universität, in seinen Namen genommen. Sapere aude heißt auf Deutsch etwa, trau Dich, zu wissen, das heißt sich ohne falsche Scheu vor Hierarchien seines eigenen Verstandes zu bedienen und selber nachzuforschen. Auch wenn Evidence-Based Nursing diesem Motto natürlich allein nie gerecht werden kann, beförderte Melanchthons Spruch doch früh eine Haltung, um die sich auch dieses Projekt bemüht. (Johann Behrens)

Download-Bereich

Beurteilungshilfen

  • Kritische Beurteilung von Interventionsstudien, V 1.6, 86 kB 
  • Kritische Beurteilung von Systematischen Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen, V 1.3, 202 kB 
  • Kritische Beurteilung von Qualitativen Studien, V 1.3, 198 kB 
  • Kritische Beurteilung von Diagnosestudien, V 1.0, 136 kB 
  • Kritische Beurteilung von Standards und Leitlinien, V 1.0, 80 kB 
  • Bogen zur Übersicht der Gütekriterien von RCTs, 20 kB 

Mailingliste/Kontakt

Das German Center for Evidence-based Nursing hat eine Mailingliste eingerichtet, die als Plattform für Diskussionen rund um EBN, das EBN-Zentrum und seine Veranstaltungen dienen soll. Eintragen kann man sich hier, die Liste heißt 'EBN-L'.

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Medizinische Fakultät
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
German Center for Evidence-based Nursing "sapere aude"
Postfach 302, 06097 Halle (Saale)

Telefon: 0345 557 4454 (Herr Langer)
Telefax: 0345 557 4485
E-Mail: info@ebn-zentrum.de

Als "Alumni" bilden Graduierte (also Examinierte) und Studierende an traditionsreichen Universitäten ein Netzwerk, das sie mit ihrem Universitätsinstitut, aber auch untereinander verbindet - zu wechselseitiger Unterstützung verschiedenster Art. Solche Unterstützungen reichen von wechselseitigen Informationen über offene Stellen und Lebensereignisse aller Art bis hin zu wissenschaftlichen Veranstaltungen, die wir als Institut Ihnen anbieten, und zu Alumni-Festen der Universität und unseres Institutes.

Eine solche Vernetzung erscheint sinnvoll, weil es oft verblüffend ist, wie wenige Informationen zwischen den Studierenden-Jahrgängen unseres Institutes fließen, obwohl sie sich viel zu sagen hätten. Man trifft sich nicht mehr - weder auf dem Flur noch im Wirtshaus. Das kann z. T. und sollte auch durch ein Alumni-Netzwerk kompensiert werden, das durch Internet und Feste gestützt wird. Es ist die Stärke gerade mittelgroßer Netzwerke zwischen entfernt miteinander Bekannten, dass sie über Informationen und Unterstützungen verfügen können, die im engeren Freundes- und Nachbarnkreis nicht zu haben sind.

In traditionsreichen angelsächsischen Universitäten tragen Institutsgebäude in der Regel Vor- und Nachnamen. Es handelt sich um die Vor- und Nachnamen derjenigen Alumni, die sie gestiftet haben. Gerne würden wir natürlich ein Gebäude oder auch ein Tutorium auf Ihren Namen eröffnen, und die Universität hat etwas Hilfe von ihren Freunden auch bitter nötig. Aber selbst wenn nicht einmal ein Fahrrad-Schuppen herausspränge: Allein die Alumni wachsen und blühen, Trockenzeiten überstehen und wieder blühen zu sehen, würde uns viel bedeuten. Die Alumni sind die Avantgarde unseres Faches in den deutschsprachigen Ländern. Nach Ihren Taten wird unser Fach vor Ort beurteilt.

Alumni Halenses International

Wir haben eine Mailingliste eingerichtet, in die jeder Studierende oder Ehemalige auf Wunsch gerne aufgenommen wird. Hierzu reicht eine E-Mail an manuela.friede@medizin.uni-halle.de völlig aus.

  • Welche Studiengänge gab es bereits hier an der Medizinischen Fakultät?
  • Sie möchten die Agenda Pflegeforschung downloaden?
  • Was war noch mal der Pflegeforschungsverbund Mitte-Süd?
  • Sie suchen einen Halleschen Beitrag zu den Gesundheits- und Pflegewissenschaften?

Diese und weitere interessante Informationen finden sie in unserem Archiv.