Sonderausstellung der Meckelschen Sammlungen: „Best of“ der anatomischen Präparate zum Meckel-Jubiläum

Eine Frau ist der Kamera zugewandt und lehnt sich in eine Vitrine. Sie blickt seitlich auch ein über 250 Jahre altes Trockenpräparat eines "situs inversus"

Claudia Steinicke neben dem über 250 Jahre alten Trockenpräparat eines "Situs inversus".

Einzigartige Einblicke in die Medizingeschichte: Im Rahmen einer Sonderausstellung sind ab 12. April 2024 wenige noch erhaltene anatomische Präparate, die den Grundstock der Meckelschen Sammlungen bildeten, im Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Halle zu sehen. Zudem werden kostbare Original-Präparate der gesamten Meckel-Ära gezeigt. Der Eintritt zur Sonderausstellung ist kostenfrei.

Die Präsentation findet anlässlich des diesjährigen 300. Geburtstages und 250. Todestages von Johann Friedrich Meckel dem Älteren statt, dem Gründer der Sammlungen. Mit weiteren Arbeiten seines Sohnes, Enkels und Urenkels, beleuchtet die Sonderausstellung das Werk der gesamten Anatomen-Familie Meckel. „Die Ausstellung würdigt die Familie Meckel mit einem ‚Best-of‘ der Präparate ihrer Ära“, sagt Dr. Claudia Steinicke, Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im halleschen Institut für Anatomie und Zellbiologie. „Es werden wertvolle Präparate der Lehrsammlung der Meckel-Ära gezeigt, darunter unter anderem ein über 250 Jahre altes Trockenpräparat eines Mannes mit seitenverkehrter Lage der Brust- und Bauchorgane.“ Neben solchen human-anatomischen sind auch zoologische Präparate zu sehen, beispielsweise der sogenannte „Meckel-Hahn“, der zwei zusätzliche Extremitäten aufweist, oder ein eierlegendes Säugetier. Insgesamt werden rund 30 Exponate im neuen Kontext präsentiert.

„In der Geschichte der Medizin gab es keine Familie, die so tiefgreifende Auswirkungen hatte auf Anatomie, Pathologie, Chirurgie und Geburtshilfe wie die Familie Meckel. Der Begründer erlangte Bekanntheit durch seine Untersuchungen zum Nerven- und Lymphsystem des Menschen. Sein Sohn Philipp Meckel lieferte wichtige Grundlagen für die Praxis der Geburtshilfe und sein Enkel, Johann Friedrich Meckel der Jüngere, gilt als Begründer der Wissenschaft der Teratologie (Fehlbildungslehre)“, so Steinicke. Ärzt:innen ist der Name Meckel bis heute geläufig, da verschiedene anatomische Begriffe nach ihnen benannt sind wie beispielsweise das Meckelsche Divertikel.

 

Sonderausstellung "Im Dienst der Wissenschaft: die Anatomen-Dynastie Meckel"
12. April bis 31. Juli 2024
Mittwoch bis Freitag von 13 bis 18 Uhr (außer an Feiertagen)
Institut für Anatomie und Zellbiologie, Dachgeschoss
Große Steinstraße 52, 06108 Halle (Saale)
Zutritt ab 16 Jahren; kein barrierefreier Zugang möglich; keine Anmeldung notwendig
Eintritt frei, um Spenden zum Erhalt der Sammlungen wird gebeten (Flyer PDF)

Finissage anlässlich des 300. Geburtstages von Meckel d. Ä.
31. Juli 2024, 18 Uhr
Hörsaal des Institutes für Anatomie und Zellbiologie
Große Steinstraße 52, 06108 Halle (Saale)
Vorstellung von Präparaten mit musikalischer Umrahmung
begrenzte Platzkapazität

 

Hintergrund
Die Anatomischen Sammlungen zu Halle – auch Meckelsche Sammlungen genannt – gliedern sich in einen human-anatomischen und einen vergleichend-anatomischen (zootomischen) Bereich. Seit 2015 sind sie im Verzeichnis "National wertvolles Kulturgut" aufgenommen. Die Sammlungen wurden von Johann Friedrich Meckel d. Ä. (1724-1774) in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Berlin begründet. Nach seinem Tod ging der Präparatebestand über in den Besitz seines Sohnes, des Anatomen und Geburtshelfers Philipp Meckel (1755-1803). Mit seiner Berufung nach Halle kam die Sammlung 1779 von Berlin in die Saalestadt. Ihre Blütezeit erlebte sie unter dessen Sohn, dem ausschließlich wissenschaftlich orientierten Anatomen Johann Friedrich Meckel d. J. (1781-1833), welcher sie in dritter Generation auf annähernd 12.000 Präparate zur normalen menschlichen, pathologischen und vergleichenden Anatomie ausbaute. Die bis dahin private Sammlung ging 1836 in den Besitz der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg über und wird seit 1880 im damals neu entstandenen Institut für Anatomie und Zellbiologie betreut.

Hinweis für Interessierte und Geschichtsfreunde
Im Ausstellungszeitraum bietet der Historiker Michael Viebig – Mitglied des Vorstands des Fördervereins Meckelsche Sammlungen e.V. –  einen geführten Rundgang auf dem Stadtgottesacker an, bei dem man auch kaum bekannte Gräber der Familie entdecken kann:
27. und 31. Mai 2024, jeweils 17:00 Uhr
Auf Meckels Spuren - Rundgang auf dem Stadtgottesacker
Treffpunkt: Eingang Stadtgottesacker